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Anna auf Madagaskar

Vor ein paar Tagen hatte ich ganz besonderen Besuch auf Madagaskar: meine Freundin Anna. Nachdem sie ein paar Tage das Land erkundet hat, hat sie mich für fünf Tage auf dem Schiff besucht, und durfte sogar in einer der geräumigen Gästekabinen schlafen. Ein echter Kontrast zu meiner engen 6er-Kabine.

Anna ist gleich voll in das Leben an Bord eingetaucht: Sie viel Zeit mit einigen Patienten verbracht, mit denen ich mich angefreundet habe, hat die Zahnklinik besucht und bei einem Nachmittag für die Kinder im Hope Center (der Nachsorgestation an Land) mitgeholfen. Unter der Woche musste ich ganz normal arbeiten, aber das Wochenende hatte ich frei, und wir sind mit einigen Mercy Shippern nach Mahambo gefahren, einem kleinen Dorf an der Küste, zwei Stunden nördlich von Tamatave. Wobei – zwei Stunden, wenn alles glatt geht. In unserem Fall waren es viereinhalb Stunden. Wir haben nämlich unterwegs eine kleine Pause eingelegt, in der unser Fahrer den Benzinfilter am Straßenrand reparieren musste. In Mahambo war dann zwei Tage Entspannung angesagt: Planschen im badewannenwarmen Ozean, am Strand liegen, lesen, Schach spielen…

DSC_0588Samstag Abend haben Anna und ich vor dem Essen einen kleinen Spaziergang gemacht. Und dann kam der Moment, den ich schon seit Wochen geplant habe, und der Anna völlig überrascht hat: Ich hab ihr einige der vielen Dinge aufgezählt, die ich an ihr liebe, bin vor ihr auf die Knie gegangen, und habe sie gefragt, ob sie mich heiraten will. Worauf sie zu meiner großen Erleichterung mit Ja geantwortet hat:)  Wer allerdings den Ring begutachten möchte, muss sich noch ein wenig gedulden: Die kleine Schatulle, die ich beim niederknien aufgeklappt habe, enthielt nämlich eine Materialbox, also gewissermaßen alle notwendigen Zutaten für einen Ring: Kleine Nuggets aus Fairtrade-Gold, sowie Silber-, Palladium- und Kupfernuggets für die Weißgoldlegierung, und dazu einen Rubin aus einer Fairtrade-Mine auf Madagaskar. Mit dieser Materialbox gehen wir dann zusammen zum Goldschmied, wenn ich wieder in Hamburg bin. Auf diese Weise kann Anna auch ein Wörtchen mitreden, wie der Ring später aussehen soll.

Die Materialbox

Wir haben es dann tatsächlich geschafft, bis nach dem Essen zu warten, bevor wir die anderen eingeweiht haben und 10 Mercy Shipper in lauten Jubel ausgebrochen sind. Noch lauter wurde es am nächsten Abend, als wir wieder zurück auf dem Schiff waren. Im Speisesaal hängt eine große Glocke, die bei Geburtstagen und dergleichen geläutet wird. Anna und ich hatten uns kaum hingesetzt, da hatte sich schon Ella zur Glocke geschlichen, um für uns zu läuten. Das Resultat waren 200 jubelnde, klatschende und trampelnde Mercy Shipper.

Jetzt bin ich dabei, mich umzugewöhnen, Anna nicht mehr als meine Freundin vorzustellen:)